Heute stand uns Ismael, unser asketischer Fahrer, wieder den ganzen Tag zur Verfügung. Musste auch sein, denn wir wollten zum Kap der guten Hoffnung mit einem Abstecher in George‘s Valley, um mein ausgesprochenes Lieblingstier zu besichtigen: den Vogel Strauß. Die Farm liegt direkt auf dem Weg zum Kap, also alles kein Problem.
Auf dem Weg dorthin herrlichste Panoramen, unbeschreiblich schöne Aussichten und ein gut gelaunter Ismael, der seinen Mercedes E behende durch die Straßen lenkte und hier und da einige Erklärungen abgab zu der Geschichte Südafrikas, Flora & Fauna und Kindererziehung. Sehr interessant. Der Mann ist ein echter Guide.
An der Straußenfarm angekommen gab Ismael uns eine kurze Einweisung über Do’s and Dont‘s. Zusammengefasst: Man darf praktisch nichts, rauchen erst recht nicht und wenn, muss man die Kippenreste hinterher aufessen. Außerdem sollte man den Vögeln nicht zu lange in die Augen sehen, das könnte missverstanden werden, vor allem, wenn man nichts hat, womit man sie füttern könnte. Also sind wir erstmal in den dort geschickt angesiedelten Farmshop und haben allerlei Krimskrams aus Straussenleder erstanden.
Was ich nicht wusste: Straussenleder ist so ziemlich das widerstandsfähigste Leder überhaupt auf der ganzen Welt, gleich nach Krokodilleder und der Haut des südpazifischen Paradiesschnäpper (auch ein Vogel, aber seit mehr als zweiMillionen Jahren ausgestorben. Leider.). Dementsprechend teuer ist das Zeug. Ich habe einen Schlüsselanhänger in der Form Afrikas bekommen. Überdies haben wir eine Tüte Straussenfutter gekauft. Damit die Tiere nicht verhungern.
Was ich auch nicht wusste: Der Vogel Strauss ist ein gieriges, hinterhältiges Gefieder, das sich nur von dem ernährt, was man ihm auf ausgestreckter und flacher Hand hinhält. Die Betonung hier liegt auf »FLACHER« Hand, weil man sonst Gefahr läuft, beim Füttern den kompletten Unterarm zu verlieren. Um es kurz zu machen, wenn ein Vogel Strauss jemandem in die zitternde Hand beißt, tut das weh.
Ich muss zugeben, nach diesem Besuch hat sich meine Einstellung zu meinen Lieblingstieren etwas modifiziert. Gieriges Gesindel, gieriges.
Weiter ging’s Richtung Cape Point durch die zugegebenermaßen etwas karge Landschaft des Table Mountain National Parks.. Hier ist wirklich nichts außer einem herrlichen Aussichtspunkt auf dem Weg dorthin.
Ismael hat uns an einem Strand abgesetzt, von dem wir ein Stück zu Fuß weitergegangen sind, bis er uns wieder aufnahm. Das war wunderbar. Das Meer rauh, der Strand naturbelassen. Wir folgten einem kleinen Trampelpfad, den wahrscheinlich die Ureinwohner vor tausend Jahren vor uns schon gegangen sind. Der geneigte Leser merkt hier wahrscheinlich, dass es mehr nicht zu berichten gibt. Ach ja, ein Denkmal von Vasco da Gama (ein weisser Steinblock), der hier mal vorbeigesegelt sein soll (ohne an Land zu gehen), haben wir passiert. Und dann noch eins von Diaz (Vorname ist mir entfallen), der aber auch an Bord blieb. (wahrscheinlich weil es hier ausser Landschaft nichts Lukratives zu holen gab.)
Dann endlich war es soweit: das Kap der Guten Hoffnung war erreicht. Was für eine herrliche Landmarke. Der südlichste Punkt Afrikas (laut Ismael ein Märchen, der südlichste Punkt liegt etwas...südlicher, natürlich) und die Stelle, wo zwei Ozeane (Atlantik und Indischer Ozean) aufeinandertreffen (Ismael: Alles Quatsch, hier trifft gar nix aufeinander, das ist auch an einer anderen Stelle). Ich mag Ismael. Er ist so herrlich nüchtern – allerdings auch sehr unromantisch. Aber sei’s drum. Von solchen Fakten muss man sich ja nicht beeinflussen lassen. Wir haben trotzdem (zusammen mit den 8.000 anderen Touristen, die da mit uns rumliefen) das obligatorische Foto gemacht und gut.
Danach ging es wieder zurück, denn Boulders Bay stand auf dem Programm, der Strand der Pinguine. Witzige kleine Gesellen, diese Pinguine. Liefen da alle rum wie ... Pinguine eben. Kleine Männer im Smoking, die baden gehen und ansonsten dösig in den Büschen rumliegen.
Ich mag Pinguine. Sie versuchen wenigstens nicht, einem den Arm abzubeißen, wenn man sie füttert. Was überdies verboten ist. Sehr schlau.
Gegen 14:30 hatten wir einen Tisch im Harbour House Restaurant in Kalk Beach reserviert, waren also etwas in Eile (weil wir uns bei den Pinguinen etwas verlaufen hatten – einmal falsch abgebogen und wir waren am Badestrand, was uns erst auffiel, als wir bemerkten, dass alle Badeklamotten anhatten, nur wir nicht). Wir haben es dann pünktlich eine halbe Stunde später geschafft und hatten ein wirklich vorzügliches Mahl mit einer einmaligen Aussicht auf die Brandung und den Hafen. Gut, Paul gefiel die Speisekarte nicht und Bati wollte ihre Gnocchi nicht runterwürgen, aber uns gefiel es sehr. Fazit: Mein Swordfish (ich weiß, Julie, das »w« ist stumm, so wie bei Django das »D«) war gelungen, sehr gelungen und Gnocchi bestellt man in Italien oder allenfalls im Il Vagabondo. Hier nicht.
Dann ging es wieder zurück nach Campsbay mit einem kleinen Abstecher in einem Supermarkt (Aufschnitt, Eier, Schokolade, Cola).
Die abendlichen Kartenspiele brachten dann die Sensation des Tages: Julie gewinnt eine Partie Uno! Der Jubel war dementsprechend groß. Die gesamte Umgebung hörte ihr helles Lachen noch bis tief in die Nacht.
Morgen geht es in das erste Camp im Kapama Reservat. Wir sind sehr gespannt auf unser Upgrade.
Comments