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AutorenbildKai-Michael Schmuck

4.Tag: Traumstrassen, der Gilb und »Letzte Karte!«

Aktualisiert: 27. Jan. 2020


Dass Werbung (und die, die Werbung machen) den Konsumenten für komplett blöde halten, ist allseits bekannt. Warum sonst denkt man sich Werbefiguren wie »Der Gilb« (Dato Supra mit doppeltem Weißmacher!!) aus. Oder denken wir nur an die unglaublich blöden Wahlwerbespots – völlig überflüssig obendrein, denn wir wählen seit 70 Jahren eh immer die gleichen Parteien). Aber eines kann man den Werbern nicht absprechen. Geschmack haben sie. Und zwar sehr edlen.


Zum Beispiel bei der Autowerbung. Da werden die Boliden nicht einfach über eine Landstrasse in der Nähe von Castrop-Rauxel gekachelt, sondern nach Südafrika gebracht. Warum? Weil dort auf dem Chapmans Peak, der wohl schönsten Küstenstrasse der Welt – die Vorzüge der Luxuskarossen am besten zur Geltung kommen – vor allem die technischen.


Um es kurz zu machen: Wir sind diese Strasse gefahren. Familie Habertag hat es uns ermöglicht. Sie haben uns abgeholt und dann ging es über Campsbay und Chapman's Peak ab in Richtung Chapman Point, einer kleinen Aussichtsplattform.


Die Habertags (v.l. Emma, Chárish, Christoph und Ben)

Vom Aussichtspunkt Chapman's Point mit einer tollen Aussicht auf Hout Bay ging es weiter an den wundervollen Strand Nordhoek. Atemberaubende Sicht auf ein rauhes Meer mit einem Sandstrand wie in der Karibik.







Kurz durchpusten lassen – dann ging es weiter nach Scarborough in ein kleines Café namens »Whole Earth«. Zwischenstopp mit jeder Menge Burgern und Kuchen.




Ausgesprochen lecker – vor allem der Kuchen, sagt Julie. Hier sind wir dann auch zum ersten Mal so richtig mit der Wasserknappheit in Südafrika konfrontiert worden. Nicht, dass wir davon nicht gehört hätten, aber manchmal ist es doch anschaulicher, wenn man den Wasserhahn aufdreht und da tatsächlich mehr oder weniger nichts rauskommt. Warum, konnten wir dann auch noch recht anschaulich lesen – und vor allem, wie man sich dann verhalten muss:


»If it's yellow let it mellow. If it's brown flush it down.« Das leuchtet irgendwie ein.

Nun muss ich zugeben, dass ich Schwierigkeiten habe, nach dem Klogang NICHT abzuspülen – ganz gleich welche Farbe da in der Kloschüssel schimmert. Aber gut. Manchmal muss man da eben durch.


Danach ging es zurück über Simon's Town, Fish Hoek an der Küste entlang nach Muizenberg, genauer gesagt nach Westlake. Dort hat Familie Habertag sein knapp vier Jahren ihr Domizil – ein tolles Haus umgeben von Weinbergen (Tokai) und direkt in Front eines gewaltigen Felsmassivs.




Eigentlich war hier nur ein kurzer Halt geplant. Christoph (der Mann hat eine Engelsgeduld) wollte zusammen mit mir unser Internetproblem lösen – in einem Vodacom Shop (bitte keine Beschwerde-Emails, Klugscheissereien oder bitterböse Briefe: in Südafrika heisst Vodafone Vodacom, basta!) in einem nahegelegenen Einkaufszentrum. Hat alles super geklappt. Ich bin jetzt im Besitz von 20GB Datenvolumen über eine Prepaid-SIM-Karte für nur umgerechnet €53. Der freundliche Vodacom-Berater gab mir noch mit auf den Weg, dass ich aber in 30 Tagen alles verbraucht haben müsste, sonst würde der Rest verfallen. Aha, ... ich kenne Menschen, die brauchen dazu weniger als 3 Stunden.


Das Internet gehört mir und seitdem ich derjenige bin, der gnadenvoll Hotspot an seine Mitreisenden vergibt, werde ich auch von den Jugendlichen mit Respekt und Anstand behandelt. Ich muss vorsichtig sein, damit meine Allmachtsfantasien nicht überhand nehmen.


Erwähnte ich, dass wir eigentlich dann sofort wieder los wollten? Wurde nichts, denn Chárish zauberte allerlei Köstlichkeiten und Champagner hervor (aus dem nahegelegenen Weingebiet) und aus einem Kurzimbiss wurde ein spontanes Abendbrot, das kein Ende nehmen wollte. Um ehrlich zu sein, wir haben den Habertags mehr oder weniger alles weggegessen.


Dann wollten wir aber die Gastfreundlichkeit nicht weiter herausfordern (ausserdem war der Champagner alle) und Christoph hat uns alle wieder nach Campsbay zurück gefahren. Wie gesagt, der Mann hat eine Engelsgeduld. Der Tag war klasse. Nochmals vielen Dank an unsere Gasgeber.


Abschluss, Campsbay, Glen Appartements, Wohnzimmer. Ein kleiner Drink (Paueel hatte blitzschnell ausgerechnet, dass wir den Alkohol, den wir zwei Tage zuvor gekauft hatten, nie im Leben wegtrinken können bis Freitag. Tja, mein Lieber, vielleicht nicht in deinem, aber in meinem Leben schon. Prost!)


Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, waren Gesellschaftsspiele angesagt.

Uno (älteren Lesern noch unter dem Namen Mau-Mau bekannt) ist ein einfaches Spiel mit nur wenigen Regeln, die leicht zu durchschauen sind. Aber nur ohne Alkohol ...

Die wichtigste Regel des Spiels Uno lautet: Man muss , wenn man durch geschicktes Ablegen nur noch eine Karten auf der Hand hält, den anderen Mitspielern DEUTLICH zu verstehen geben, dass ...äh... man nur noch eine Karte auf der Hand hält... nicht weil die anderen Mitspieler das Augenlicht verloren haben, sondern um ihnen damit zu drohen, dass Spiel zu beenden, wenn man wieder an der Reihe ist. Präziser formuliert: Man schreit »UNO, letzte Karte«. Fertig.

(Übrigens: Uno ist damit eines der wenigen Spiele, die es erlauben, seinen Mitspielern zu drohen. Ein weiteres Spiel ist Skat. Ich erinnere mich, dass mir ein Mitspieler damit drohte, mir eine reinzuhauen, wenn ich nochmal mit drei Buben »Weg« sage. Aber das nur am Rande.)



Hält man so viele Spielkarten in der Hand, kann man alles sagen, ausser »Uno«.

An diesem Abend wurde ich das erste Mal Zeuge davon, dass man selbst einfache Regeln wie die oben beschriebene, missinterpretierten kann. Lag es am Alkohol, lag es an den fantastischen Eindrücken des Tages, lag es am Champagner? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen ist, dass Julie nicht ein einziges Mal in der Lage.war, »UNO« rechtzeitig zu brüllen, nachdem sie die vorletzte Karte abgelegt hatte. Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie vielfältig: Entweder sie hatte es vergessen oder sie hat einfach nicht mehr daran gedacht oder es ist ihr erst eingefallen, nachdem es zu spät war. Es kann auch daran gelegen haben, dass Julie sich nur ungern etwas vorschreiben lässt. Sie will ihren eigenen Weg gehen. Sie will sich befreien von den Restriktionen des Lebens. Eigentlich lobenswert. Aber bei UNO eher hinderlich. (Wir haben selten so laut gelacht, muss ich allerdings zugeben).


Ich mag Julie sehr, hatte ich das schon erwähnt? Nach diesem Abend würde ich aber nochmal den Tropenhelm ins Gespräch bringen. Man weiss ja nie.


Morgen geht es ins Museum ... District 6.

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