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Tammy, das Mädchen vom Hausboot oder: Was macht eigentlich ...


An die erinnert sich auch keiner mehr: Tammy, das Mädchen vom Hausboot

Ich lese den Stern. Also … richtig meine ich jetzt. Er steckt einmal die Woche im Briefkasten. Also in einem richtigen Briefkasten, da wo der Postbote immer die Briefe reinsteckt. Und wenn er da ist, dann hol ich den raus und lese ihn. Ich habe ein Abo. Ich hatte auch mal ein Abo von DER ZEIT, dem knalligen Jugendmagazin aus Hamburg. Ich hab das aber wieder abbestellt, weil ich das eigentlich nur abonniert hatte, weil Alt-Kanzler Schmidt Mitherausgeber war. Und jetzt hat er ja wohl dazu keine Zeit mehr, denn er befindet sich auf Wahlkampftour für Peer Steinbrück (außerdem waren mir die Artikel zu lang). Da habe ich mich geärgert und gleich wieder abbestellt. Dafür habe ich jetzt den Stern. Auch gut.


Eigentlich lese ich den Stern nur wegen meiner Lieblingsrubrik: Was macht eigentlich … ? Da werden auf der letzten Seite immer wieder Menschen in Erinnerung gerufen, die man schon fast vergessen hatte. Neulich zum Beispiel: Was macht eigentlich Debbie Watson? Nur die wenigstens werden diesen Namen kennen. Eigentlich müsste die Frage lauten: Was macht eigentlich Tammy, das Mädchen vom Hausboot? Ach diiieeee, werden jetzt viele ausrufen und sofort ist sie wieder da, die Erinnerung an die Vorabendserie aus den 60ern mit seinem unbeschreiblich schönen Titelsong: Hörst Du den Südwind, er flüstert Dir zu: Tammy, Tammy, mein Glück bist Du. Spätestens jetzt sollte es dämmern. Ganz genau. Und Tammy hatte ich schlichtweg vergessen. Zugegeben ... schon damals war das eher eine Vorabendserie, die sich vornehmlich an Zuschauer richtete, deren IQ knapp über deren Körpertemperatur lag. Aber das erwähne ich eigentlich auch nur, um wie immer eine Überleitung zu finden zu jemandem, von wir alle auch lange nichts mehr gehört haben.


Was macht eigentlich… Guido Westerwelle? Wir erinnern uns, das ist unser Außenminister. Der einzige Außenminister übrigens, der es geschafft hat, während seiner Amtszeit in der Beliebtheitsskala dramatisch abzurutschen. Womit er zweifelsohne in die Geschichte eingehen wird. Obwohl wir zugeben müssen, dass Guido seiner Partei damit im Grunde ja auch in nichts nachsteht. 11 Jahre lang hatte die FDP Zeit, sich auf eine weitere Regierungskoalition vorzubereiten, und hat dabei gebetsmühlenartig nur einen einzigen Satz runtergeleiert: Steuern runter, Arbeit rauf! 11 Jahre!! Immerhin hat Ihnen das knapp 15% gebracht. Gut, wenn heute Bundestagswahl wäre, kämen sie meist auf diehomöopathische Größe von rund 3%. Das verwundert natürlich, denn seien wir mal ehrlich. Das Versprechen haben sie ja auch gleich eingelöst. Also nicht das mit der Arbeit rauf, aber das mit den Steuern runter. Hat ihnen am Ende aber dann doch nix gebracht, denn nach der anfänglichen Begeisterung ist den FDP-Wählern wohl plötzlich eingefallen: Scheiße, ich hab gar kein Hotel!Und Schwups, war’s wieder vorbei mit der Euphorie.


Klasse Kampagne: Versteht jeder und man kann die alten Plakate fast weiterverwenden.

Und jetzt krebsen sie rum, die Pfeifen. Und suchen nach etwas Neuem … irgendetwas Griffigem, was nur blöd genug sein muss, damit die Leute das auch verstehen. Wie wäre es zum Beispiel mit: Mehr Netto vom Brutto?? Ach nee, das hatten die ja auch schon. Vielleicht mal: Mehr Netto ALS Brutto!! Das wäre mal was ganz Neues und ich bin sicher, irgendein Experte mit Dyskalkulie kriegt das rein rechnerisch auch hin, irgendwie. Das muss man nur überzeugend darstellen, und dann frisst es jeder. Diese Taktik der «ÜBERZEUGENDEN DARSTELLUNG« bewährt sich ja auch in der EURO-Krise bestens (ja, ich weiß, Herr Schmidt, es ist keine Krise des EURO, sondern eine Staatsschuldenkrise, aber EURO-Krise passt einfach besser in eine BILD-Schlagzeile!).


Eine Konferenz jagt die nächste, und der Ausgang einer solchen Konferenz ist ungefähr so spannend, wie die Antwort auf die Frage: Was passiert, wenn man ein rohes Ei gegen eine Betonwand wirft? Richtig! Jede Konferenz endet mit einem überzeugendenStatement, das immer gleich klingt: Wir stehen hinter Europa und wir sagen JA zum Euro. Aber echt jetzt! Fertig. Das ist alles. Performt wird dieses Statement meist im Duo, entweder von Sarkozy oder von Angela Merkel, die dabei tapfer versucht, der Krise ein Gesicht zu geben – was ihr jedes Mal mühelos gelingt. Ich finde, dazu muss man sich ja nicht immer treffen. Die könnten doch einfach alle miteinander telefonieren. Und der Letzte, der dann in der Leitung hängenbleibt, ruft dann die Rating-Agenturen an und teilt denen überzeugendmit, dass alles klar ist. Also mit den Euro und so. Genauer muss man das denen ja auch nicht erklären, schließlich haben diese Prognosenverwurster genug Phantasie, um daraus was Gescheites zu machen und machen im Übrigen eh, was sie wollen.


Richtig, das ist nicht unser Außenminister, sondern Harold Clayton Lloyd, US-Schauspieler (1893-1971). Die Brille ist in etwa gleich ... also fast, Guidos Brille ist eher eckig. Mein Gott, ich hatte kein anderes Foto ...

Übrigens: Kaum hatte ich diesen Blog fertig geschrieben, war er doch auf einmal wieder da, der Guido – wegen der Afghanistan-Konferenz, die in der öffentlichen Wahrnehmung übrigens knapp hinter der Schambeinentzündung von Arjen Robben rangierte. Sehr leise und mit neuer markanter Brille! Irgendwie doch sympathisch, dass er zu seiner Sehschwäche steht. Da gibt es andere, die tun das nicht. Oder wenigstens nicht mehr. Guttenberg zum Beispiel, jetzt ohne Brille. Warum? Weil er sich von irgendeiner US-Augenärztin hat erzählen lassen, dass er gar keine Brille braucht. Und nach eigener Aussage hat er die Brille eh nur aus historischen Gründen getragen. Nun hat er sie abgenommen … und siehe da: Er konnte alles sehen. Einsichtig machte ihn das aber nicht die Bohne. Leider. Um ehrlich zu sein, war ich ja ganz froh, dass man von Guttenberg auch lange nichts gehört hatte. Und ich wurde wirklich etwas unruhig, als die deutsche Nation begann, fiebrig nach einem Nachfolger von Thomas Gottschalk für Wetten, daß …? zu suchen. Aber ist ja noch mal gut gegangen.


Meine Oma (97) hatte übrigens einen sensationellen Vorschlag: Randolph Rose, dunkelhäutiger Schlagersänger aus den 70igern und Cousin von Gay-Ikone Marianne Rosenberg («Er gehört zu mir«). Der würde übrigens einen herrlichen Kontrast zu Hunzinger geben. Die Stimme war zwar nicht besonders tragend, aber Gottschalk konnte ja auch nicht singen. Und alles andere kann man lernen.


Da fällt mir ein: Was macht der eigentlich heute, der Randolph?

Fragt sich

Kai-Michael Schmuck

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