Am Tag 13 ging es nach Timbavati in das River Lodge Camp. Ein Fahrer brachte uns vom Camp Karula direkt nach Timbavati, die Fahrt dauerte ca. eineinhalb Stunden. So lange? Ja. Warum? Weil man auf der gut ausgebauten Strasse quer durch die Reservate nur 50 km/h fahren durfte. Auch gut. Glücklicherweise bekam man für die Fahrt eine kleine Fresstüte mit (Flasche Wasser, ein Apfel und ein Schokoriegel, der in der sengenden Hitze sofort wegschmolz). Aber es zählt die gute Tat, wie immer.
Nach einer kurzen Einweisung, konnten wir unser neues Domizil beziehen. Der große Unterschied zu Camp Karula? Anders als dort war dieses Camp nicht eingezäunt!!! Will heißen, alle Tiere des Busches hatten sozusagen freien Zutritt zu allem: den Häusern, dem Restaurant, dem ...alles!!! Aus diesem Grund gab es die eiserne Regel, dass bei hereinbrechender Dunkelheit (oder eben danach) kein Schritt mehr ohne einen ...wie soll ich sagen... Wärter/Guide... gemacht werden durfte. Reine Sicherheitsmaßnahme, klar. Unser kleines Haus war von der Lounge/Bar/Restaurant ca. 20 Meter(!!) entfernt. Lächerlich kurz. Auf meine Nachfrage, ob das nicht etwas übertrieben sei, bekam ich die Auskunft, dass es der verschlagenen Hyäne relativ gleichgültig ist, ob man in der Nacht 200 oder 20 Meter unterwegs ist – wenn sie Hunger hat, hat sie Hunger. Das leuchtet ein.
Die Location selbst war zwar nicht zu vergleichen mit dem pompösen Karola Camp, hatte allerdings eine ganze Menge anderer Vorteile. Zum Beispiel das Restaurant-Deck. Wunderschön offen zum ausgetrockneten Flussbett, das sich am Camp vorbeischlängelte.
Weiterer Unterschied zum Camp davor: Tiere, die wir allesamt direkt vor der Haustür (bzw. Terrassentür) beobachten konnten. Sehr beeindruckend – und ein weiterer Beweis dafür, warum die übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen irgendwie doch angesagt waren. Auf jeden Fall im Dunkeln. Denn auch ein Warzenschwein oder eine kleine Ziege ist in der Dunkelheit nicht ohne.
Die Behausung – die sinnigerweise »Elefant« hiess – war übrigens auch super – wenn man davon absieht, dass sich unser Bett (also das Bett der Erwachsenen) mitten im Aufenthaltsraum mit offener Küche befand und wir nur ein Badezimmer hatten. Aber wen stört das schon – ausser denen, die drin wohnen müssen.
In eigener Sache und noch ein Vorteil des Camp River Lodge, den man nicht unterschätzen darf: klare Beschilderung genau dann, wenn es drauf ankommt. Beispiel gefällig? Hier:
Dem erfahrenen Safari-Profi ist klar: Bevor man sich in den Jeep setzt und 3 Stunden durch die Gegend hoppelt, sollte man mit sich und vor allem seiner Verdauung im Reinen sein. Deshalb ist es angeraten, die Örtlichkeiten VOR der Abfahrt aufzusuchen. Soweit so gut. Steht man dann allerdings vor der Wahl, die richtige Tür zu wählen, um das andere Geschlecht nicht zu erschrecken (und auch aus hygienischen Gründen, versteht sich), wird es heikel, wenn Mann und Frau so dargestellt werden wie in Karula. Meine Reaktion war ungefähr so wie diese hier im Video (einfach draufklicken):
Nun gut. Jetzt kommen wir zur Safari selbst. Ich hatte ja schon im letzten Blog erwähnt, dass der Tagesablauf bei einer Safari nahezu überall gleich ist. Enger Terminplan mit einer Masse an Freizeit und viel Essen zwischendurch. Ansonsten fährt man zweinmal am Tag 3 Stunden durch die Wildnis auf der visuellen Jagd nach Tieren.
Ging es auf der letzten Safari in Kapama darum, die Big Five möglichst vollzählig zu erblicken, war dieses Vorhaben in diesem Reservat nicht so einfach. Und hier kommen wir zu einem weiteren wesentlichen Unterschied zwischen beiden Reservaten: Was das Kapama Reservat insgesamt umzäunt, sodass die Tiere nicht abhauen konnten, lag Timbavati in direkter Nachbarschaft zum Krüger Nationalpark und war zu dieser Seite hin offen. Sprich, die Viecher konnten flüchten. Und das führte dazu, dass wir auf allen Routen doch immer eine Menge Zeit brauchten um überhaupt Tiere zu sehen. Dabei waren übrigens keine Löwen, die waren schlichtweg nicht da.
Zahlreich vertreten waren dagegen Impalas (lat.: Aepyceros), die man zuhauf vor die Linse bekam. Impalas sind eine Gattung mittelgroßer afrikanischer Antilopen, die gleichzeitig die monotypische Tribus Aepycerotini bilden. Wegen der äußerlichen Ähnlichkeit wurden die Impalas früher oft in die Nähe der Gazellen gestellt, nach neuen Erkenntnissen sind sie aber enger mit den Kuhantilopen verwandt. Aha.
Diese durchaus interessanten Fakten scheinen im Busch nicht sonderlich viel zu gelten. Zumindest bei den Raubtieren nicht. Deshalb soll hier dem Impala ein Sonderplatz eingeräumt werden. Denn eigentlich werden sie kaum beachtet – aus gutem Grund, denn schliesslich hält man auf der Autobahn ja auch nicht begeistert an, wenn man links oder rechts Kühe auf einer Weide sieht. Oder?
Trotzdem, Impalas kommen in der Wildnis in allen möglichen Formen vor: man trifft sie alleine oder in einer kleinen Herde versammelt, in den Mäulern von Löwen, Hyänen oder afrikanischen Wildhunden, mit Kopf oder ohne. Langsam dämmerte es dem Safari-Reisenden, warum man das Impala auch den "BigMac der Wildnis" nennt (oder so ähnlich). Mir tun diese kleinen Impalas irgendwie leid, denn alles, was nicht ein Impala ist, ist sozusagen der natürliche Feind dieser kleinen springenden Böcke – sogar Schlangen vergehen sich an dem Getier.
Hier ein kleiner Auszug, bei dem das Impala – ehrlich gesagt – nicht besonders gut wegkommt. Leider.
Aber genug von den Impalas, den bemitleidenswerten Geschöpfen. Das obige Bild zeigt übrigens eine echte Rarität im Busch: Afrikanische Wildhunde (Lycaon pictus). Uns wurde gesagt, die Tiere seien äusserst selten, vom Aussterben bedroht, sozusagen. Und das, obwohl es sich um die erfolgreichsten Jäger in der Wildnis handelt. Im Gegensatz zu einem Löwen, der beim Jagen auf eine Erfolgsquote von jämmerlichen 30% kommt, erreichen die Wildhunde eine Quote von über 90%!! Warum? Sie jagen im Rudel, mindestens mit 5 oder 8 Hunden und hetzen Ihre Beute quasi zu Tode. Echte Teamarbeit, die wir uns alle von der Deutschen Nationalmannschaft in Russland ebenfalls gewünscht hätten. Aber ich schweife ab – zurück zur Jagd.
Wenn das gejagte Tier aufgibt, wird es von allen Wildhunden quasi auseinandergerissen und ist sofort tot – logisch. Unser Ranger meinte, wenn er schon im Busch draufgehen würde, dann würde er sich diesen schnellen Tod wünschen. Von einem Löwen gerissen zu werden, lehnte er entschieden ab. Der Löwe nämlich erstickt seine Beute durch einen kräftigen und langanhaltenden Biss in die Kehle. Es kann bis zu zwanzig Minuten dauern, bis der Tod eintritt, ist dafür aber absolut geräuschlos. Und das ist durchaus gewollt, denn so werden keine Diebe wie z.B. Hyänen, angelockt, die dann versuchen würden, dem Löwen die Beute abzujagen. Ich muss sagen, ich sehe das genauso, allerdings möchte ich auch nicht gerne von Hunden in zwei Teile gerissen werden.
Zurück zur Safari. Drei Tage lang haben wir eigentlich alle Tiere gesehen, bis auf den Löwen, wie bereits erwähnt. Auch dabei – und wie immer völlig unerwartet, das Krokodil (Crocodylus suchus). Ich hätte erst gar nicht gesehen – und um ehrlich zu sein, ich hab es dann erst entdeckt, als man meinen Kopf in die richtige Richtung hielt. Allerdings, als ich es dann entdeckt hatte, muss ich zugeben: Es gibt nichts langweiligeres, als ein Krokodil zu beobachten, das praktisch völlig bewegungslos herumtreibt. Trister ist nur noch das 10.000er-Puzzle einer braunen Cordhose oder das Begaffen eines schlafenden Löwen. Ich war froh, dass wir dann nach 15 Minuten weiterfuhren.
Wenn es in der Wildnis nichts gibt, der Termitenbau ist allgegenwärtig. Und was für Dinger. Irre. Hier der schönste, der mich an irgendwas erinnert hat. Aber an was?
Aber das nur nebenbei.
Wenn ich heute auf diese Fahrten durch den Busch zurückdenke, dann sind es vor allem auch die Landschaften, diese unglaublich schönen Panoramen, die mir ewig im Kopf bleiben werden. Das war sehr beeindruckend. Man kann des nicht beschreiben, aber man kann es sich ansehen – (und die Menschen, die diese Reise gemacht haben, auch).
An Tag 15. hieß es dann: Abschied nehmen. Und das war nicht leicht. Wir wurden zum Flughafen gebracht und ab ging es nach Johannesburg. Von dort sollte es dann weitergehen nach London. Und als ob die ganze Reise selbst nicht schon traumhaft genug war, jetzt kam noch einer oben drauf: Wir flogen mit dem A380 – ein ewiger Wunsch von mir ging in Erfüllung. Es war total klasse.
Julie, die die Idee zu dieser Reise hatte, hatte Recht: Die Eindrücke dieser Zeit werde ich nie vergessen. Und wenn man auf das Bild unten schaut, dann ist das ja wohl auch kein Wunder.
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