top of page
AutorenbildKai-Michael Schmuck

Tag 9-11: Heia Safari in Camp Karula/Kapama Reservat

Aktualisiert: 27. Jan. 2020

Vorab: Jeder, der schon mal eine Safari in einem Camp gemacht hat, weiß, dass nahezu jeder Tag nach dem gleichen Schema abläuft und in zwei große Bereiche eingeteilt wird: essen und gegessen werden. Also, einmal isst man selbst sehr viel und andererseits fährt man in den Busch, um möglichst dabei zuzusehen, wie andere gegessen werden. Also die Tiere jetzt. Die Tage sind demnach streng durchorganisiert. Hier der kurze Ablauf:

  • 5 Uhr Wecken,

  • 5:30 Uhr Kleines Frühstück (Heissgetränke, Säfte , Rusks (harte Kekse),

  • 6 Uhr Morgen-Safari, (mit Morgenkaffee, der in der Wildnis gereicht wird)

  • 9 Uhr Grosses Frühstück (a la Carte)

  • Pause

  • 13 Uhr Lunch (a la Carte)

  • Pause

  • 17 Uhr High Tea (Kaffee, Tee, Säfte, Scones, Sandwiches, Früchte, Kekse)

  • 17:30 Uhr Abend-Safari (mit Sundowner, sprich Alkohol in der Abendsonne)

  • 20 Uhr Abendessen.

So war der Ablauf im ersten Camp, im zweiten war er genauso, nur alles eine halbe Stunde früher. So lief also jeder Tag ab, deshalb werde ich die jeweils drei Tage in Camp Karula und Camp River Lodge zusammenfassend wiedergeben.


Wir starten mit der Safari in Camp Karula/Kapama Reservat




Alles ist gepackt, es war der Tag der Anreise ins Kapama Reservat. Es war perfekt organisiert, deswegen hier schon mal ein grosser Dank an Andrea Ludwig, die für uns die komplette Reise super organisiert hat. Kann ich nur empfehlen, weitere Infos über Andrea findet ihr hier!).


Ein Fahrer brachte uns zum Flughafen, ohne weitere Probleme gaben wir unser Gepäck auf, nahmen ein kleines Frühstück ein und bestiegen ein ebenso kleines Flugzeug der CemAir.



Und ich muss sagen: tolle Airline!!! Super Service, ständig wurde irgendwelches Gebäck gereicht, das Frühstück wurde auf Porzellangeschirr serviert. Die Stewardess hatte die 25 Fluggäste voll im Griff. Knapp zwei Stunden dauerte der Flug nach Hoedspruit.



Hier wurden wir bereits erwartet, ein Fahrer brachte uns in das ca. 30 Minuten entfernte Karula Camp, wo wir die nächsten drei Tage verbringen sollten. Schon auf der holprigen Fahrt dorthin sahen wir die ersten TIERE!!! Eine Giraffe. Und ein Zebra!! Einfach so. Laufen da rum, die Viecher. Irre!

Der Fahrer hieß übrigens Andrew – und wie sich herausstellen sollte, war das gleichzeitig unser Guide für die kommenden Safaris in Kapama. Aber dazu später mehr.



Hatte ich erwähnt, dass wir – aus welchen Gründen auch immer – ein Upgrade bekommen haben auf dieses Camp? Nicht? Dann mach ich es jetzt. Wir sollten ursprünglich im River Lodge/Kapama wohnen. Jetzt also das Karula Camp. Und das hat uns alle echt umgehauen. Das war so nicht zu erwarten und kann man so auch nicht beschreiben. Aber man kann es sich ansehen, um einen Eindruck davon zu bekommen. Bitte schweigend auf die Bilder gucken ... und ein bisschen Demut, wenn ich bitten darf.


Kein Witz: Das war unsere kleine Lodge, in der wir drei Tage lang hausen mussten. Es gibt Schlimmeres – aber kaum mehr Luxus.


Danke.


Abends erwartete uns eine sehr elegante Bar-Lounge. Sehr gemütlich.

Am zweiten Abend wurde das Essen in Form eines kleinen Events veranstaltet: das sogenannte Boma. Hier wird draussen gegessen, BBQ, man sitzt rund um eine Feuerstelle (wahrscheinlich um die wilden Tiere davon abzuhalten, mit uns gemeinsam zu essen.) Also, man sitzt da nicht im Schneidersitz rund ums Feuer, natürlich nicht, sondern an Tischen mit weissen Tischdecken, trinkt aus Kristall und der Guide, der einen auf den Safaris betreut, gesellt sich auf einen Drink dazu und erzählt Geschichten.



 

Aber kommen wir endlich zum Punkt: Tiere. Klar, sie sind das Salz in der Suppe einer Safari (man möge mir diese Einleitung verzeihen). Auf einer Safari geht es aber nicht um irgendwelche Tiere, sondern um die Big Five. Die will man natürlich alle sehen – und fotografieren. The Big Five, das sind: Löwe, Steppenelefant, Nashorn (Spitzmaul und Breitmaul), Leopard und der Afrikanische Büffel. Warum da nicht das Flusspferd (ist genauso grantig wie der Büffel)) oder die Giraffe (das ist jawohl das grösste Tier) dazugehören, bleibt für immer ein Rätsel. Sei's drum. Die wollten wir natürlich auch vor die Linse bekommen.


Und das haben wir auf im ersten Reservat auch hinbekommen:


Erst sieht man sie gar nicht, dann sind sie plötzlich da: Elefanten (Loxodonta africana). Sehr beeindruckend. Riesig und ständig am Kauen. Unser Guide Andrew informierte uns, dass Elefanten quasi den ganzen Tag unentwegt fressen. Am liebsten Baumrinde, die sie komplett abknabbern, was unweigerlich dazu führt, dass die Bäume absterben. Ist die Baumrinde abgegessen und alle erreichbaren Blätter auch, wird der Baum kurzerhand umgetreten, damit man auch an die oberen Blätter herankommt. Schlau. Im Grunde hinterlassen Elefanten überall dort, wo sie waren, nicht nur riesige Haufen, sondern auch eine Schneise der Verwüstung. Aber die kleinen Babyelefanten – sooo süss.


Das finden übrigens auch die Löwen (sing.: Panthera leo).


Währen der Elefant den ganzen Tag frisst, schläft der Löwe den ganzen Tag und ist nachtaktiv. Für den Safari-Besucher bedeutet das, dass er den Löwen meist nur liegend vorfindet. Beim Verdauen oder eben beim Schlafen. Guide Andrew berichtete uns, dass der Löwe, den wir gesehen haben, einen fiesen Plan verfolgt – schon seit Wochen. Es ging um die zwei junge Löwen, die, wie wir beobachten konnten, von zwei Löwinnen bewacht wurden. Andrew erzählte, dass das mal fünf Junge gewesen seien, alle nicht von dem hiesigen Löwen, sondern von irgendeinem anderen Knilch, den er bereits aus seinem Revier verjagt hatte. Jetzt waren die jungen Löwen dran. Drei davon hat er bereits totgebissen, die zwei Übrigebliebenen mussten also um ihr Leben fürchten. Selbst die »Löwenmütter« haben, so Andrew, am Ende keine Chance gegen den Löwen. Er wird sich bei dem Versuch, die restlichen zwei zu töten, zwar ein paar Watschen einfangen, aber am Ende wird er auch sie beseitigen, um dann einen neuen Rudel zu gründen. Übrigens mit den beiden Löwinnen, deren Junge er dann ausgelöscht hat. Weiber.


So ein Drama kann dem Nashorn nicht passieren – weder dem Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) noch dem Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum). Warum nicht? Weil die immer nur zu zweit unterwegs sind: Männchen, Frauchen und, wenn überhaupt, ein Kalb. Was das betrifft also wie eine durchschnittliche deutsch Familie (vor der Scheidung). Wir erfuhren, dass Nashörner praktisch so gut wie nichts sehen, aber besonders gut riechen können. Auch Nashörner fressen mehr oder weniger den ganzen Tag. Ansonsten wälzen sie sich in Schlammlöchern. Der Unterschied zwischen beiden Nashornarten: das Spitzmaulnashorn hat – Nomen est Omen – nicht so eine große Schnauze wie das Breitmaulnashorn, ist wesentlich kleiner und wahrscheinlich deshalb auch viel unfreundlicher als das andere Nashorn, also das mit dem breiten Maul jetzt. Hat das Spitzmaulnashon schlechte Laune, wird's haarig. Denn dann rennt es in die Richtung, in der ein Störenfried gerochen wurde ...und dann bummst es. Nicht so schön, wenn man zu Fuß unterwegs ist. (Im Jeep kann aber nix passieren, Mama.)


Ähnlich grantig wie das Spitzmaulnashorn ist nur noch der Afrikanische Büffel. Ist mir irgendwie sympathisch, der Gute.


Afrikanische Büffel gelten als unfreundlich und unberechenbar. Normalerweise gibt es immer eine ganze Herde zu sehen, Mit Father Bull, Mother Bull, Son Bull und den Mädels. Die wollen natürlich auch nicht gestört werden und können ungemütlich werden, wenn man sie reizt. Aber wer tut das schon. Anders verhält es sich mit den Altbullen, die in der Regel alleine laufen oder in einer kleinen Bullenherde. Da geht es hart zur Sache – untereinander sowieso. Da kann es schon mal die eine oder andere Kopfnuss geben. Eine Bullenherde nennt man übrigens scherzhaft die »Dagger Boys«. Auch wenn sich das anhört wie eine Boygroup – einer solchen Herde geht man besser aus dem Weg. Denn die Altbullen sind wirklich grantig und warten nur darauf, dass man ihnen dumm kommt.


Alt, zerzaust und immer schlecht gelaunt – der afrikanische Büffel.

Der einzige Feind des Afrikanischen Büffels ist übrigens der Löwe, nicht der Leopard. Warum? Weil der Leopard so ein Koloss nicht auf einem Baum ablegen kann. Das tun die nämlich, die Leoparden. Findige Burschen.




Womit wir beim letzten der Big Five angekommen wären: der Leopard (Panthera pardus). Ich muss zugeben, ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass wir noch einen Leoparden sehen. Fast zweieinhalb Tage haben wir ihn gejagt, Spuren gesehen, sie verfolgt – aber immer wenn wir dort ankamen, und dachten »So, nu aber!« war er schon wieder weg, der Lauser. Aber Andrew und vor allem Roy, unser Tracker, haben nicht aufgegeben. Am letzten Tag, dem Tag der Abreise ins neue Camp, in der letzten halben Stunde der letzten Safari-Tour (und nach einer wilden Jagd nach Afrikanischen Wildhunden) – zack, plötzlich...war er da. Oder genauer gesagt, sie. Es war ein Weibchen, und es war gerade dabei, ein frisch erlegtes Impala (Aepyceros melampus melampus) zu fressen. Adlerauge Bati hat ihn in einem Geäst entdeckt.


Übrigens: Offensichtlich scheint es im Busch mit der Solidarität unter den Tieren nicht weit her zu sein. Beispiel: Als Leopard wartet man stundenlang, bis man seine Beute ausgemacht hat, stürzt hinter einem Sträucher hervor, packt die Beute, beisst ihm die Kehle durch und wartet zwanzig Minuten, bis das Tier endlich dahingeschieden ist. Dann frisst man es auf? Nö. Man muss seine Beute dann in Sicherheit bringen, denn überall lauern Hyänen und Wildhunde, die danach trachten, einem das Bündel Fleisch wieder abzujagen. Faules Pack. Was also macht der Leopard: Genau, er frisst ein wenig, bis die Beute leicht genug ist, damit er sie auf einem Baum verbringen kann, wo er es lagert und dann in Ruhe verzehren kann. Dementsprechend kräftig ist so ein Leopard dann auch. Sehr beeindruckend.


Natürlich gibt es auf einerSafari noch eine ganze Menge mehr Tiere zu sehen. Schöne Tiere, Tiere, die man auch jederzeit erwartet auf Safari... und die auch ganz plötzlich auftauchen. Hier einige von Ihnen.










Es gibt übrigens auch noch die Ugly Five. Nicht gerade ein netter Name, wie ich finde, aber eindeutig Tiere, die bei der Vergabe von Schönheit nicht besonders laut "hier" geschrien haben. Dazu gehören das Warzenschwein, der Marabu, der Geier, das Gnu und – wie sollte es anders sein – die Hyäne. Und die ist nun wirklich sehr hässlich. Und gemein obendrein (siehe »König der Löwen« als Handlanger für Scar).

Hyänen wohnen übrigens in verlassenen Termitenhügeln, die sie sich offensichtlich gleich nach Auszug der Krabbler nett zurechtmachen. Wir haben Hyänen gesehen.


Klein und süss – bis Mutter mit den Speisen anrückt.

 


Die drei Tage im Kapama Reservat waren einmalig. Wir haben hier Landschaften gesehen, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte (Daktari, für die älteren Leser). Das werde ich nicht vergessen.




Ein tolles Team aus Guide Andrew und Tracker Roy, die wirklich jedes Tier aufgespürt haben. Großer Dank!

Wir sind hier mit einem lachenden und einem weinenden Auge weggefahren.

Ich zum Beispiel hätte gern noch das eine oder andere Tier gesehen, das sonst nicht so unter Beobachtung steht, z. B. den Wahlberg-Epauletten Flughund, den Hottentotten-Goldmull, den Mauritius Grabflatterer oder – ganz besonders selten – den Busch-Pinselschwanzbilch. Aber wir haben ja noch drei Tage in Simbavati.



101 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comentários


bottom of page