

Die erste Nacht auf See. Leichtes Schunkeln. Angenehme Nacht. Nicht für alle, wie sich später herausstellen sollte, denn jeder empfindet Seegang anders. Glücklicherweise stand in dem "Tagesapell", der jeden Tag in unserem Postfach neben der Tür steckte, wie man sich bei Seegang auf einem Schiff zu verhalten hat: "Eine Hand für sich, eine Hand für das Schiff!" Ich vermute mal, mit der dritten Hand sollte man die Medikamente gegen Seekrankheit einwerfen. Und davon hatten wir – Julie sei Dank – wie immer nahezu alle Spielarten dabei: Pflaster zum Aufkleben, Kaugummis zum Kauen, Pillen zum Schlucken. Lächerlich.

Ich alter Seebär war davon überzeugt, dass ich nichts davon brauchen würde. Eine Annahme, die sich später als eine falsche herausstellen sollte. Aber ich will nicht vorgreifen.

Was wir an diesem Tag noch in unserem Postfach fanden, war eine Einladung. Kätzle hatte Geburtstag. Nun hätte man das auf hoher See einfach mit einem gemeinsamen Abendessen erledigen können. Aber Kätzle wäre nicht Kätzle, wenn sie sich nicht echt was hätte einfallen lassen, was nicht nur uns Mitreisende, sondern auch fast die Hälfte der Schiffsbesatzung auf Trab hielt. Auf geht's: Nach einem gemeinsamen Frühstück im HANSEATIC Restaurant ging es auf eine Überraschungstour in die Niederungen des Schiffes, dort, wo die kompletten Lebensmittel für die Reise gebunkert werden – und die Getränke, versteht sich. Es gab reichlich Champagner und kleine Leckereien, die auf einer Reihe von Stehtischen verbracht wurden, damit man sie nicht direkt aus der Kühlkammer klauen musste. Sehr löblich. Fragen zu Logistik und Zubereitung wurden von Hotelmanagerin Doris Adler und dem General Expedition Manager Matthias Mayer freundlich-kompetent beantwortet.

Wie Kätzle es geschafft hat, dass diese beiden Ikonen des Schiffsbetriebes mit uns diese Zeit verbringen, ist einzig und allein darauf zurückzuführen, dass sie immer zur richtigen Zeit nicht nur die richtigen Leute kennenlernt, sondern mit denen auch gleich die Adressen austauscht. Sei's drum – mir hat's gefallen, denn so konnte ich später oben auf dem Pool Deck (Deck 8) leicht angesoffen der Parka- und Gummistiefel-Ausgabe beiwohnen. Dazu nur so viel: Meine körperliche Statur hat mich dazu bewogen, mich NICHT an die Ausgabe der Parka-Größen M und L, sondern gleich bei XL anzustellen. Geworden ist es dann die Größe XXXL – die hatten sie versteckt. Geschenkt – aber ich muss dringend abnehmen.

Nach einem kargen Mittagessen im Lido-Restaurant (Buffet), einem ausgiebigem Mittagsschlaf und einer kleinen Kaffeepause (mit Gebäck) im Observation Deck (im Folgenden zeitsparend OBS genannt), folgte dann die nächste Einladung – zur Kätzle-Quiz-Night. Ok, es war draußen schon dunkel, was im Wesentlichen dem Umstand geschuldet war, dass wir uns bereits weiter im Norden befanden. Also Quiz-Night. Erdacht und ausgearbeitet von Lotta (Tochter) und Monika (Ex-Basketball-Bundesliga der Frauen!). Um es kurz zu machen: Ich habe nicht gewonnen, weil ich unter Druck nur Unsinn herausbringe. Lisi hat gewonnen – und freut sich ab jetzt über ein T-Shirt, auf dem eine bunte Mischung von Kätzle-Motiven aufgedruckt waren. Einige davon mit einem Drink in der Hand, andere mit einem Glas und auf den übrigen Bildern hatte sie wahrscheinlich einfach nur Durst. Toll.

Um 18:30 lernten wir auf einem Willkommens-Cocktail im HanseAtruim (Deck 4) die Stimme kennen, die uns heute – und ab da auch jeden weiteren Morgen – mit wertvollen Informationen sanft aus dem Schlaf gerissen hat: Axel Engeldrum, der Kapitän. Sehr nett, der Mann. Ich habe mich allerdings gefragt, wer jetzt gerade das Schiff durch die Nordsee steuert. Aber wir wollen nicht kleinlich sein.
So, und wer jetzt denkt, damit ist der Feierei Genüge getan, der irrt. Nachdem Kätzle begriffen hatte, dass man auf einem Schiff nicht einfach wahllos Tische zusammenschieben kann, weil sie angeschraubt sind, hatte das Geburtstagskind am Abend erneut den großen Tisch für uns alle reserviert. Champagner, Wein, ausgezeichnetes Essen und ab und zu in die Raucher-Lounge – ein perfekter Abschluss eines ereignisreichen Tages.
Danke, Kätzle.

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