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AutorenbildKai-Michael Schmuck

Tag 3: Melchior und Kapstadt mit dem Bus

Aktualisiert: 27. Jan. 2020


Dritter Tag, erste Nacht im Appartement verbracht. Matratzen hart wie Kruppstahl, aber irgendwie angenehm. Der Tag beginnt mit einem Frühstück auf der sonnigen Terrasse.


Frühstück auf der sonnigen Terrasse.Hier nahm das Schicksal seinen Lauf.

Wir alle wissen: Ordnung ist das halbe Leben, Morgenstund hat Gold im Mund und: ein einfaches Welt- und Feindbild (vielen weiblichen Lesern noch bekannt durch den Feminismus) gibt dem Tag Struktur. Und genau das wollten wir unseren Urlaubstagen geben: Struktur.


Julie und ich haben deshalb beschlossen, gemeinsam zu planen, was man denn alles so unternehmen kann hier in Kapstadt. Gemeinsam heißt zusammen mit Paueel und Luise. Nur ein Gimpel würde jetzt auf den einfachen Gedanken kommen, Ideen zu sammeln und jeden Teilnehmer Vorschläge machen zu lassen. Aber wir sind ja nicht blöde. Ausserdem hatten wir beide keine Lust, Vorschläge wie »Netflix-Serien durchsuchten«, »Chillen mit dem Handy« oder gar »Lustiges Versteckspiel von Stinkesocken unter dem Kopfkissen meiner Schwester« ernsthaft zu diskutieren. Jungen Menschen wollen angeleitet werden, damit sie genau das tun, was wir wollen. Aus diesem Grund kam ich auf die zugegebenermassen nicht ganz ausgereifte Idee, den Kindern Vorschläge zu machen, die sie mit eigenen Ideen ergänzen konnten. Das war zumindest der pädagogische Plan. Das folgende Gespräch möchte ich deshalb nicht vorenthalten:


  • Ich: Paueel, Erinnerst Du Dich? Gestern waren wir am Strand. Wir haben dort das Felsmassiv der 12 Apostel gesehen. Wenn Du einen davon von besteigen müsstest, welchen würdest Du nehmen?«

  • Paueel: »Wie ... 12 Apostel?! Wo?«

  • Ich: »Am Strand. Gestern... die Felsen. Man nennt Sie >Die 12 Apostel<. Welchen davon würdest Du raufklettern? ... Du kennst doch die 12 Apostel, oder?«

  • Paueel: »Klar!«

  • Ich: »Und?!«

  • Paueel: »Melchior!«

Danach habe ich für mich beschlossen, aus der Kirche auszutreten. Aber das nur am Rande.


Das ist Melchior. Den Nachnamen hatte Paueel vergessen.

Das sind die »12 Apostel«. Einer davon muss Melchior sein. Die beiden ganz links heißen Dick & Doof.

Doch genug davon. Der Vorschlag, Kapstadt per Sightseeing-Tour mit dem Bus zu erkunden, wurde mit einfacher Mehrheit angenommen.


Das übersichtlichere Angebot gab den Ausschlag: Wir haben die rote Tour genommen.

Der Bus kam prompt. Wir sind nach oben (sitzen im Freien), Kopfhörer rein – und los ging's über Clifton Beach, Bantry Bay Richtung Kapstadt. Immer schön an der Küste entlang – bei strahlendem Sonnenschein. Herrlicher Blick aufs Meer. Der erste Stop: Waterfront. Und da sind wir dann raus. Für einen Sonntag unglaublich viel Trubel. Restaurants, Läden mit allem, was das Herz begehrt und jede Menge Touristen. Mittendrin: wir.


Da man in unserem Supermarkt Pick&Pay in Campsbay keinen Alkohol bekommt, habe ich die Gelegenheit genutzt, uns mit ein paar Flaschen einzudecken: Jameson, Hope Gin, Amarula und Rotwein – und alles für 'n Appel und 'n Ei. Ich liebe Südafrika. Übrigens auch, weil ich mir endlich meinen Kindheitstraum erfüllen konnte: einen echten Leder-Trapper-Hut (für die Safari). Eigentlich wollte ich einen Tropenhelm kaufen, aber Julie hat gesagt, sie würde mich verlassen, wenn ich damit rumliefe. Und ich mag Julie sehr. Also einen Hut aus Leder. Ich sehe super damit aus. (später mehr dazu, denke ich.)


Nachdem wir Bati davon abhalten konnten, eine mannshohe Giraffe aus Ebenholz zu kaufen und Paul, der später einmal Milliardär werden will oder Investmentbanker (was so ungefähr das Gleiche ist) davon überzeugen konnten, dass es keinen Sinn macht, mit einer Rolex rumzulaufen, bevor man seine erste Million verdient hat, stellte sich ein Hüngerchen ein, dem sofort nachgegeben wurde. Ist ja schliesslich Urlaub.


Burger, Pommes Frites, Lachs-Salat, Burrata – dazu ein leckerer Rosé. Muss ich mehr sagen?!


Die Bustour? Ach ja, die Bustour. Waterfront sind wir wieder eingestiegen und es ging zurück nach Campsbay, mit einem kleinen Abstecher über die Talstation des Tafelbergs. Höher und höher ging es und die Aussichten auf Kapstadt Downtown waren atemberaubend. Das war einmalig. In der Talstation angekommen wurde uns per Lautsprecherdurchsage mitgeteilt, dass man hier Fotos machen oder aufs Klo gehen könnte, der Bus würde einige Minuten Halt machen. Super. Paueel musste dringend, ich auch. Und Fotos? Immer gerne.


Offensichtlich scheint es unterschiedliche Auffassungen davon zu geben, was genau mit »einige Minuten« gemeint ist. Fakt ist: Kaum waren wir ausgestiegen, brauste der Bus ohne Vorwarnung davon. Und ließ uns – mir einigen anderen Touristen – einfach stehen. Wie auch immer, der nächste Bus sollte in wenigen Minuten kommen (letzte Tour abwärts) und genauso war es: nach einer Dreiviertelstunde ging es flugs weiter. Das mit der Zeitangabe müssen wir nochmal klären. Wir haben die Zeit genutzt und ein paar Fotos gemacht.





Von hier ging es dann zurück nach Campsbay. Ein paar Einkäufe noch bei Pick&Pay für ein fieses Abendessen (Tiefkühlpizza aus der Plastikfolie und Alkohol), dann rein ins Taxi, das glücklicherweise direkt vor der Tür hielt und uns geradewegs ins Appartement brachte. Der Tag war gelaufen. Morgen steht eine Tour mit den Habertags auf dem Programm: Westküstenstrasse Chapmans's Peak Drive, die schönste Strasse der Welt. Wir sind gespannt.


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