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Tag 5: District Six, Green Market und wie man den passenden Wein aussucht.

Aktualisiert: 27. Jan. 2020


Ein bisschen Geschichte vorab:

Im Jahre 1867 wurde der sechste Stadtbezirk, District Six, als Wohngegend für frei gelassene Sklaven, Arbeiter und Immigranten gegründet. Es war ein bunt gemischtes Stadtviertel, Xhosa, Coloured, Cape Malays, Inder und Afrikaner lebten hier zusammen, in dem Wohnort für fast ein Zehntel der Kapstädter Bevölkerung. District Six befand sich am Fuße des Devils Peak, nur unweit des geschäftigen Hafens, der zudem Arbeitsplatz für viele Ansässige war. Durch die zunehmende Rassentrennung und die Apartheid Gesetze, wie in dem Gesetz 'Group Areas Act, Act No. 41 / 1950', das 1950 erlassen wurde, deklarierte die Regierung 1966, das Gebiet des District Six als 'White Group Area'. Das Land war ab diesem Zeitpunkt also ausschließlich der weißen Bevölkerung vorbehalten.

Grausame Szenen spielten sich in den zwei Jahrzehnten nach Gesetzeserlass ab. Die Einwohner wurden gezwungen, ihr Stadtviertel zu verlassen und mussten in die Cape Flats umsiedeln. Bulldozer rollten an und planierten alles ein, nur an die Gotteshäuser trauten sie sich nicht heran. Persönliches Hab und Gut verschwand, jegliches Anrecht auf den eigenen Grund der Einwohner war dahin und sie verloren auf äußerst brutale Weise ihre Heimat.


Das District Six Museum war das heutige Ziel. Es was sehr beeindruckend und beklemmend, was sich uns dort bot. Wir nahmen an einer Führung teil, gehalten von einem ehemaligen Bewohner des District Six. Seine Erzählungen ließen einen erschauern und um ehrlich zu sein, wurde uns klar, dass Südafrika, so, wie wir es bisher erlebten, wunderschön ist, seine Geschichte aber geprägt ist von Unterdrückung und staatlichem Terror. Nirgendwo kamen wir der Vergangenheit Südafrikas so nahe, wie hier in diesem Museum.



 

Nach diesem wirklich beeindruckenden Erlebnis machten wir uns auf Richtung Green Market Square. Kopfsteinpflaster, historische Gebäude, zahllose Cafes ... und – Bati sei Dank – ein Flohmarkt prägen diesen Marktplatz. Paueel gab sofort die Anweisung heraus, nichts anzufassen, auf keinerlei Objekt der Begierde mit dem Finger zu zeigen und vor allem den Augenkontakt mit den durchweg verschlagenen Händlern unbedingt zu vermeiden. Sonst würde man am Ende noch was kaufen.


Gesagt, getan – schon am ersten Stand wurde Bati von einer Heerschar umzingelt, die ihr wahlweise eine Giraffe, Salatbesteck mit Zebraköpfen, diverse Schalen mit Tiermotiven für Hanni und einer winzigen Trommel feilboten. Die Trommel ist es dann geworden. Dolles Ding, zwar so klein, dass man nur mit Zahnstochern draufhauen kann, aber trotzdem, dolles Ding. Und wo war Paueel? Nun, er hatte aus Versehen zu lange auf eine kleine Holzfigur in Gestalt eines Löwen geglotzt und befand sich nun in zähen Preisverhandlungen mit dem listigen Händler. 100 Rand sollten das Teil kosten, aber nicht mit Paueel. Nach einigem Geschrei, unbotmässigen Gesten, Tränen und einer Runde Armdrücken stand der Preis fest: 100 Rand. Basta.

Ich selbst liebäugelte (als erfahrener Flohmarktkäufer selbstverständlich nur aus ausreichender Entfernung, um mein Kaufinteresse zu verbergen) mit einer Art gläsernen Bildrahmenvitrine, in die die sehr feingearbeiteten Skulpturen der Big Five eingebracht waren – eine hohe Kunst der Kunstoffbläserei, das Kennerauge erfasste das sofort. Julie bemerkte mein Interesse für dieses Gesamtkunstwerk gleich, erinnerte mich an den Tropenhelm und dass sie mich verlassen ... kurz: Ich wollte dann lieber ein Eis.



Danach noch ein kleiner Abstecher nach Waterfront, Paueel war beseelt von dem Gedanken, das Nelson Mandela Armband zu erstehen. Aber Pustekuchen. Ausverkauft überall.


Witzig: Irgendwie hat mich dieser Laden an Paueels Berufswunsch erinnert (ohne großen Aufwand Boss werden)

Wir suchten dann NAC Helicopters auf, die mit ihrem Stand an der Promenade vertreten waren. Wir hätten auch eine Haitour machen können, oder Bungeespringen vom Tafelberg, aber ich dachte mir, wenn wir schon alle draufgehen, dann vernünftig und mit möglichst viel Technik drumherum. Der Flug für den nächsten Tag wurde eingetütet und endlich hatte auch ich etwas, wovor ich Angst haben konnte.


Auch wenn ich für Haie nicht sonderlich viel übrig habe, sehr einladend ist das Poster von V&A Waterfront nicht.

Danach ging es wieder in unseren Hochsicherheitstrakt – mit Uber und einem kleinen Abstecher über Woolworth Deli, wo wir unseren Hausproviant aktualisierten (Eier, Aufschnitt, Schokolade und eine Familienpackung Tebonin, ein Beruhigungsmittel wegen des anstehenden Helikopterfluges ).


The Hussar Grill – köstlich

Für 19:30 hatten wir einen Tisch im The Hussar Grill bestellt – ein Tip von Kätzle, dem alten Trüffelschwein.


Nur Laien suchen Wein aus, weil der Name so lustig ist. Unverständlich. Wir entschieden uns für »Allesverloren«, einen Shiraz, lecker, schwer und passt ausgezeichnet zu Fleisch oder so.

Leider muss man zugeben: Das Essen war fantastisch. Mein 300 gr. Filet so zart wie Butter und die Beilagen (Kartoffelstampf, Kurbispüree mit Zimt und Spinat) vorzüglich. Ein wahrer Gaumenschmaus. Ein leckerer Rotwein, Espresso, Nachtisch (Bati).


Schnell nach draussen, noch ein paar Turnübungen und es ging zurück ins Appartement. Natürlich mit Uber (1,23 Rand).


Morgen steht der Helikopterflug an. Wenn es nicht zu sehr stürmt. Mir ist ein wenig mulmig. wahrscheinlich der Rotwein.

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