Ich weiß nicht, welcher Teufel mich da geritten hat. Ein Helikopter-Rundflug über Kapstadt und Umgebung stand auf dem Programm. Wer mich kennt, weiss, dass ich mich nur ungern in Gefahr begebe. Aus diesem Grund meide ich z.B. Schwimmbäder, Achterbahnen und vegetarische Restaurants wie der Teufel das Weihwasser.
Jetzt also ein Helikopter-Rundflug. Gut.
Nun trug es sich aber zu, dass einenTag vorher fürchterliche Stürme über Kapstadt tobten. Was Julie »Earhart« nicht davon abhalten, konnte, einen Tag vorher für heute alles klar zu machen. Auf meinen Einwand, ob denn morgen (also sprich heute) nicht auch so ein Sturm alles hinwegfegen würde, nickte mir die verschlagene Wegelagerin an der Rezeption des Verleihs nur verständnislos zu und greinte im Brustton er Überzeugung (nahe übersetzt): »Morgen, da ist kein Sturm. Morgen wir fliegen mehr oben als normal und alles will gut gehen.« Gut, soweit reichten meine Englischkenntnisse auch, sofort zu begreifen, dass hier geflogen wird, egal was da oben in der Luft los ist. Da ich nicht als der letze Hasenfuß dastehen wollte, willigte ich ein und genoss meine letzten Stunden auf der Erde in vollen Zügen. Würde ich Julie einen Tropenhelm abschnacken können? Kann man Totgeweihten einen letzten Wunsch brutal abschlagen?
Man kann.
Wir wählten die »Three-Bays-Tour«. Pünktlich um 11:30 ging es los. Eine kurze Einweisung, ein Glas Wasser, die Wertsachen in einen kleinen Tresor verbringen und raus ging es zum Helikopter. Hier erwartete uns der (meiner Meinung nach viel zu junge) Pilot, der uns zuerst einige Einsweisungen gab. Kommuniziert wurde über ein krudes Lautsprechersystem (das schon in Vietnam nicht richtig funktionierte), denn wir alle trugen Kopfhörer (wahrscheinlich damit uns die Trommelfelle ob des brüllenden Lärms nicht platzen). Verstanden habe ich kein einziges Wort, außer: FÜSSE WEG VON DEN PEDALEN, SONST IST ES AUS, DEPP!!
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir hoben ab, stiegen auf und die Sicht auf Kapstadt, Campsbay, Clifton Beach, Nordhoek Beach, Muizenberg war atemberaubend.
Nach 10 Minuten hatte ich meine Nerven im Griff und konnte die restlichen 15 Minuten dann doch geniessen.
Danach stand Kultur auf dem Programm. Das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, ein Kunstmuseum auf dem Gelände der V&A Waterfront. Es gilt als das weltweit größte Museum zeitgenössischer afrikanischer Gegenwartskunst. Ist erst knapp ein Jahr geöffnet, also alles niegelnagelneu da. Sowas mag ich ... also wenn was neu ist. Und die Ausstellung war beeindruckend. Schön bunt, teilweise schrill, sehr viel Video-Installationen. Toll.
Zusammengefasst, der Besuch lohnt sich in jedem Fall.
Nach Nervenkitzel und Kulturgenuss kann es nur eines geben: Kommerz. Ganz genau. Also ab an das EEZ Kapstadts – Waterfront. Warum: Julie wollte kleine Tannenbäume erstehen, die sie in einem der zahllosen Africa Souvenir-Shops gesehen hatte. In meinen Augen Tand, den man nicht braucht, Nippes, Trödel – es sei denn, es ist Weihnachten. Aber gut.
Aus Trotz kaufte ich eine große und eine – zugegebenermaßen – sehr kleine Schale mit dem Big Five-Motiv. Kann man immer brauchen, Schalen. Für allerlei... dies und das oder wenn man mal was da reintun will.
Nächster Halt: Luxus pur! Und das hat mich echt umgehauen. High Tea im Mount Nelson Hotel. Das war unglaublich. Ein Tipp von Dorti! Gefühlt hundert Teesorten, Scones, kleine Sandwiches mit Eiersalat, Lachs, Thunfisch oder Gurken, Frikadellen ... unglaublich lecker.
Und ein Ambiente, das wirklich einzigartig ist.
Erschöpft noch einen Abstecher mit Uber zu Woolworth (Schokolade, Chips, Frühstück und Zigaretten), dann zurück nach Campsbay ins Appartement. Dort haben wir diesen ereignisreichen Tag ausklingen lassen. Julie freute sich über ihre Xmas-Bäume und ich, dass ich überlebt hatte. Uno stand auf dem Abschlussprogramm. Ich habe gewonnen – moralisch.
Morgen stehen ein Weingut und die Besteigung des Matter... des Lions Head an. Na bitte.
Commentaires